Teilnehmer des
Privatradios, des Bayerischen Rundfunks sowie aus Medienaufsicht und
Politik diskutierten am Nachmittag des
23. Juni 2014 im Münchner Literaturhaus bei der VPRT radio lounge unter dem
Titel „Radio auf allen Kanälen“ über die Zukunft der analogen und digitalen
Radioverbreitung sowie die Folgen von Cross-Promotion und der Erweiterung von
öffentlich-rechtlichen Jugendangeboten für das duale Rundfunksystem.
Im ersten Teil der
Veranstaltung, die unter dem Titel „Der Weg zum Hörer: analog, digital?
Hauptsache gehört“ stand, stellte Florian Fritsche, Leiter digitale
Unternehmensentwicklung Antenne Bayern, die Bedeutung der unterschiedlichen
Übertragungswege für einen privaten Radiosender vor. Dabei habe die
UKW-Übertragung in den Bereichen Umsatz, Nutzung und Verbreitung mit jeweils
über 90 Prozent die mit Abstand größte Bedeutung. Im digitalen Bereich steige
insbesondere die Nutzung von IP-Streamingangeboten und beginne, wirtschaftliche
Relevanz zu entwickeln. Letztlich müsse Radio aber immer dort sein, wo die
Hörer sind, deshalb mache es keinen Sinn, bestimmte Übertragungsstandards durch
die Regulierung vorzuschreiben.
Im Anschluss daran
diskutierten Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt
Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), der Abteilungsleiter Medien und Internet
im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Medien, Energie und
Technologie, Dr. Klaus-Peter Potthast, sowie der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende und Vorsitzende des Fachbereichs Radio und Audiodienste
des VPRT, Klaus Schunk, über die Zukunft der digitalen und UKW-Radionutzung.
Klaus Schunk
bekräftigte die Bedeutung von UKW für das aktuelle Geschäftsmodell der privaten
Radiosender: „Die Privatradios sind bereits heute digital auf allen Wegen
vertreten. Trotzdem darf die UKW-Verbreitung nicht in Frage gestellt werden,
schon gar nicht durch ein konkretes Umschaltdatum. Sie ist auch in absehbarer
Zukunft mit Abstand die Grundlage unseres Geschäftsmodells. Die Privaten haben
keine Vorbehalte gegenüber DAB+ und sind digital dort, wo die Hörer sind.“
Schunk betonte, dass DAB+ nur einer von vielen digitalen Übertragungswegen sei.
Er forderte eine gute Auffindbarkeit der Privaten auf den digitalen Plattformen
und Übertragungswegen. Diese könnte mit einer digitalen Must-Carry-Regelung für
die Privaten sichergestellt werden. Hinsichtlich DAB+ sprach Schunk sich für
einen technologieneutralen „Multi-Chip“, also eine Abbildung von Radio auf
allen Empfangsgeräten, aus.
Thomas Fuchs
unterstrich die Forderungen von Klaus Schunk in wesentlichen Punkten, besonders
zur Frage der Auffindbarkeit. Auch er sieht die Grundreichweite der
Privatradios perspektivisch vor allem durch UKW abgesichert und sprach sich
gegen ein konkretes Abschaltdatum aus. Allerdings brauche das Radio zukünftig
einen eigenen digitalen Übertragungsstandard, der derzeit DAB+ sei.
Auch Dr. Klaus-Peter
Potthast sprach sich gegen ein konkretes Analog-/Digital-Umschaltdatum aus. Die
Politik solle keine Technik festlegen, dies sei Aufgabe der Veranstalter. Er
betonte aber die Fortschritte von DAB+ insbesondere in der technischen Versorgung
und bei den vorhandenen Endgeräten sowie deren Mehrwert durch zusätzliche
Angebote. Für ein Gelingen seien insbesondere stärkere werbliche Aktivitäten
für die neuen Digitalangebote erforderlich.
In der Diskussion
wurde insbesondere die Frage der Refinanzierung für private Veranstalter
thematisiert. Dabei wurde deutlich, dass das Abstellen auf eine
Digitalreichweite pro Haushalt z. B. bei DAB+ noch keine Vermarktung
ermöglicht, da aufgrund der unterschiedlichen Nutzungssituationen im Radio der
Austausch lediglich eines Gerätes nicht ausreiche.
Quelle:
Pressemeldung des vprt vom 18. 6. 2014
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