Am 8. Juli 1945 übernimmt die US-Militärregierung
offiziell die Verwaltung von Stuttgart und zugleich beginnt Radio Stuttgart, eigene Sendungen
auszustrahlen. Die Grenzen der amerikanischen Besatzungszone bestimmen auch die
des Sendegebiets.
Die inhaltliche
Kernvorgaben der Amerikaner waren die Ausmerzung nationalsozialistischen und
militaristischen Gedankenguts und die Verbreitung (amerikanischer)
demokratischer Wert- und Politikvorstellungen. Weiterhin sollten die Deutschen
davon überzeugt werden, dass sie die Kriegsfolgen selbst zu verantworten
hatten, sowie falsche Gerüchte unterbunden werden.
Die
Kontrolloffiziere hatten keine leichte Aufgabe. Sie mussten in einer
Gesellschaft, die von zwölf Jahren Diktatur geprägt war, ein funktionierendes
demokratisches Klima erzeugen. Hier fanden sich die Besatzer in einer Rolle,
die ihrem eigenen Verständnis von Demokratie widersprach: sie übten die
Kontrolle auf ein Medium aus, mit dem Ziel, eine freie, nicht kontrollierte
Medienlandschaft zu schaffen. Nur unter Berufung auf ihre eigene amerikanische
demokratische Tradition konnten sie ihr Selbstverständnis formulieren: Radio
Stuttgart war zunächst ein amerikanischer Sender für besetzte Deutsche.
Dennoch war es
bereits im Juli 1945 erklärtes Ziel der Amerikaner, auch deutsche Sprecher an
die Mikrophone zu lassen, weil diese die Mentalität ihrer Landsleute am besten
einschätzen konnten. Die verantwortlichen US-Offiziere wollten die
Eigeninitiative der Deutschen ankurbeln und sich auf eine reine
Kontrollfunktion zurückziehen.
Bei Radio Stuttgart
waren in den Aufbaujahren viel mehr junge Mitarbeiter beschäftigt als bei den
anderen Stationen in Deutschland; oft hatten sie keinerlei journalistische
Erfahrung, wurden aber so gut ausgebildet, dass viele von ihnen später eine
journalistische Laufbahn einschlugen.
Der Aufbau eines Senders in der französischen Zone verzögert
sich, daher dürfen die Franzosen bis Februar 1946 Nachrichten und Ankündungen
auf Radio Stuttgart senden.
Robert Heinze hat im
Dezember 2004 eine gute Magisterarbeit über diese Zeit verfasst. Auf 109 Seiten
beleuchtet er die Geschichte des Rundfunks in der Weimarer Republik und im 3.
Reich. Die Arbeit steht zum Herunterladen im Netz als pdf-Datei zur Verfügung.
Quellen:
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