Am 30. Oktober 1938 erzeugte Orson Welles durch
das Hörspiel "War of the Worlds" eine Massenpanik. In New York
stürzten die Menschen schreiend vor Angst auf die Straßen. Dabei war die
literarische Vorlage zu diesem Zeitpunkt schon 40 Jahre alt.
Das
ländliche England wird aus heiterem Himmel von Meteoriteneinschlägen
heimgesucht - so hat es am Anfang den Anschein. Später stellt sich heraus, dass
es sich um Raumschiffe handelt, die vom Mars aus auf die Erde geschossen
wurden. Ihnen entsteigen bald außerirdische Wesen, die mit den Menschen nichts
Gutes im Sinn haben, sondern die sie alle vernichten wollen, um sich die Erde
untertan zu machen. Die Geschichte, die spätestens seit der Parodie "Mars
Attacks" jedem bekannt sein dürfte, schrieb der englische Schriftsteller
H. G. Wells 1898.
Buchillustration
von Henrique Alvim Corréa
aus dem Jahr 1906 [Public domain], from Wikimedia Commons.
Der Autor
H. G.
Wells (1866-1946) war zusammen mit Jules Verne ein Pionier der
Science-Fiction-Literatur. Während jedoch bei Verne die Technik im Mittelpunkt
stand, war für Wells der Mensch das Wichtigste. Mit seinen Romanen "Die
Zeitmaschine" (1895), "Der Krieg der Welten" (1898) und
"Wenn der Schläfer erwacht" (1899) begründete er eine Reihe von
Standardthemen und übte eine nachhaltige Wirkung auf das Science-Fiction-Genre
aus. Als Sozialkritiker versuchte er Belehrung und Unterhaltung zu verknüpfen.
In seinen Gesellschaftsvisionen sah er den Zweiten Weltkrieg, die Atombombe und
die spätere Abkehr von der Technokratie voraus.
Die Geschichte
Wells
hat seinen Roman auf dem Höhepunkt des British Empires geschrieben. Aus Afrika
waren Sklaven in die Kolonien verschleppt, die amerikanischen Indianer
ausgerottet worden, und in Indien und in der Südsee demonstrierte Englands
Streitmacht Stärke. Wells hielt dem Empire einen Spiegel vor, und überlegte,
was passieren würde, wenn eine stärkere Macht anfinge, das British Empire bzw.
die ganze Menschheit zu vernichten oder zu versklaven. Interessanterweise
werden die Marsianer von den kleinsten Lebenwesen der Erde besiegt - den Viren
und Bakterien. Weil die Aliens gegen die Krankheiten der Menschen nicht immun
sind, sterben sie. Am Ende hofft Wells, dass das Ereignis das "Gefühl für
das Gemeinwohl der Menschheit gefördert hat".
Das Hörspiel
Der Regisseur und
Schauspieler Orson Welles (1915-1985) hatte mit dem Effekt, den sein Hörspiel
erzielte, nicht gerechnet. Er wollte das Buch einfach für das noch junge Medium
Radio aufarbeiten und eine spannende Geschichte erzählen. Obwohl die Produktion
vom Sender als Hörspiel angekündigt worden war, brach während der Sendung am
30. Oktober 1938 in New York Panik aus. Viele Hörer hielten das Stück für eine
echte Reportage und verließen fluchtartig die Städte, schrien, weinten, beteten
und glaubten an das Ende der Welt.
"The
War of the Worlds" ging damit als das berühmteste und vor allem
wirkungsvollste Hörspiel aller Zeiten in die Radiogeschichte ein.
Weitere Ereignisse aus der Radiogeschichte:
Am 30. Oktober 1925 startete KUT-AM in Austin Texas den Sendebetrieb.
Am 30. Oktober 1948 wurde der
"Südwestfunk" durch die Verordnung Nummer 187 der französischen
Militärregierung zu einer Anstalt des
öffentlichen Rechts unter deutscher Verwaltung.
Nekrolog:
Am 30. Oktober 1996 starb der Radio-Talkmaster
Leon Lewis im Alter von 81 Jahren. Er arbeitete zwischen 1970 und 1980 bei WMCA-AM, New York.
Am 30. Oktober 2000 starb der US-amerikanische
Komiker, Schauspieler und Musiker Steve
Allen. In dem Film Wo warst Du als das Licht ausging? von
1968 mit Doris Day stellte
er einen Radiosprecher dar.
Quellen:
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